Hessischer Verkehrsspiegel
Fragebogenaktion Der HVS wollte wissen, wie die Zufrie- denheit in der Branche aussieht, und hat einen Fragebogen entwickelt, der so- wohl den Firmenchefs als auch den im Unternehmen beschäftigten Fahrern vor- gelegt wurde. Lesen Sie auf den folgen- den Seiten die Ergebnisse. BLICK HINTER DIE KULISSEN Das sagt der Chef, Ralf Br ckmann: Was hat sich in den vergangenen 10 Jahren in der Branche eklatant verändert? In den letzten 10 Jahren haben sich die Fahrersi- tuation, der Geldmarkt, die Verfügbarkeit von Lastwagen und auch von Ersatzteilen sehr verändert, die Kostensteigerung ist in allen Bereichen enorm. Erfolgreich neue Fahrer zu finden, ist ein sehr großes Problem. Auch der immens gestiegene Verwal- tungsaufwand und die notwendige Zuarbeit von z. B. Behörden und Gutachtern bremst uns bei der täglichen Arbeit immer mehr aus. Termine kurzfristig z. B. bei der Zulas- sungsstelle, Führerscheinstelle etc. zu bekom- men, wird immer schwieriger, genauso, wenn die Fahrer Termine bei den Fachärzten benötigen. Fragebogen Heinrich Br ckmann, Transportunternehmen e.K., Ederm nde Probleme der Fahrer. Wenn wir können, geben wir Hilfestellungen in vie- len Bereichen. Wir wertschätzen jeden Mitarbeiter als einen wichtigen Teil unseres Unternehmens. Aus diesem Grund zahlen und organisieren wir beispielsweise auch die Weiterbildungen im Rahmen des BKrFQG. Blick in die Zukunft: Was denken Sie, wie sich die Transport- und Logis- tikbranche aufstellen muss, um nicht in absehbarer Zeit vor dem „Kollaps“ zu stehen? Die gesamte Wirtschaft muss sich auf den Personalmangel in allen Berei- chen einstellen. Ich denke, viele Abläufe bei den Kunden, beispielsweise Verladung und Entladung, müssen besser den Bedürfnissen der Fahrer an- gepasst werden. Beispielsweise müssen Fahrer oft bei der Be- und Entla- dung sehr lange auf die Papiere warten. Dadurch, und auch aufgrund der Probleme im Straßenverkehr, sind exakte Termine fast nicht mehr einzu- halten. Denn die Fahrer sollen ja nicht nur Termine einhalten, sondern müs- sen auch ihre Lenk- und Ruhezeiten im Blick haben und zusätzlich die Zeit einkalkulieren, die sie bei der Suche nach einem Parkplatz benötigen. Stressmomente sind dabei an der Tagesordnung. Ein bisschen mehr Res- pekt und Achtung würde an dieser Stelle guttun. Einfach ein Klima, in dem die Fahrer merken, dass sie willkommen sind, weil sie gebraucht werden. Das sagen die Fahrer: Ruben Lehmann arbeitet seit 20 Jahren bei Brückmann, er fährt und be- dient bei Brückmann einen Lkw mit Ladekran. Er hat mit 21 Jahren den Lkw-Führerschein gemacht, weil er gerne Wechselbrücken fahren wollte. Andreas Strippel ist gelernter Kfz-Mechaniker und arbeitet seit 20 Jah- ren als Berufskraftfahrer, davon 12 bei Brückmann. Er ist für den Trans- port von Seecontainern zuständig. Carsten Rehm arbeitet seit 18 Jahren bei Brückmann und ist im Bau- stellenverkehr mit einem 4-Achs-Kipper eingesetzt. Er hat eine Ausbil- dung im Straßenbau hinter sich und arbeitet seit 2004 als Berufskraft- fahrer. Er hat aus Interesse den Lkw-Führerschein gemacht, um in die- sem Beruf arbeiten zu können. Was gefällt Ihnen im Team Brückmann besonders gut? RL: Dass man in Ruhe seine Arbeit machen kann und die familiäre Atmosphäre. AS: Dass man sich untereinander hilft und dass der Chef, Ralf Brück- mann, immer ein offenes Ohr für alle seine Angestellten hat. Brückmanns Fahrer: v.l.n.r.: Carsten Rehm, Ruben Lehmann, Chef Ralf Brückmann mit Andreas Strippel, der, wie gewünscht, sein Trikot erhalten hat Ralf Brückmann CR: Der familiäre Zusammenhalt, als Arbeitgeber sehr zuvorkommend, es ist alles perfekt. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich von Ihrem Arbeitgeber wünschen? RL: Wunschlos glücklich! AS: Ein Trikot von den Huskies, Herr Brückmann ist bei den Kasseler Huskies im Sponsoring tätig. CR: Wunschlos glücklich! Warum haben Sie diesen Beruf gewählt? Was gefällt Ihnen besonders gut? RL: Mir macht es Spaß, Lkw zu fahren, und ich arbeite gerne mit den Kunden zusammen. Schön ist es auch, zumindest teilweise, sein „eige- ner Herr“ zu sein. AS: Ich war damals arbeitslos und habe aus der Not heraus angefangen, Lkw zu fahren. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, man hat jeden Tag mit verschiedenen Menschen zu tun. Stichwort Fahrermangel – was, denken Sie, sollten Politiker oder auch Arbeitgeber tun, um mehr Anreize für Berufskraftfahrer zu schaffen? RL: Mehr Gehalt! Nicht alle 5 Jahre Module machen zu müssen, eher alle 10 Jahre. Und vielleicht besser nur aktuelle Sachen und nicht im- mer wieder alles von vorne. Die Parkplatzsituation auf Raststätten ver- bessern, Spesen erhöhen, vergünstigte Preise für Berufskraftfahrer in Raststätten. Allgemein: den Beruf attraktiver gestalten. AS: Zum einen müssten die Kosten für den Lkw-Führerschein für die Berufseinsteiger gesenkt werden. Und zum anderen müssten weitere anfallende Kosten, beispielsweise für regelmäßige ärztliche Untersu- chungen, Fahrerkarte, Führerschein, Fahrerqualifizierungsnachweise, übernommen werden. CR: Preise für den Führerschein senken, Vergünstigungen bei den Steuern. Ruben Lehmann, Sie haben im vergangenen Jahr den Einsatz im Ahrtal mit organisiert – was treibt Sie zu solchen sozialen Aktionen? RL: Privat bin ich in der Freiwilligen Feuerwehr sehr engagiert. Und da ist so etwas wie meine Hilfe im Ahrtal anzubieten selbstverständlich. Wie viele Fahrer beschäftigen Sie? Wie sieht die Altersspanne aus? Wir beschäftigen 51 Fahrer und eine Fahrerin, unser Fuhrpark umfasst 48 Lkw. Der Altersdurchschnitt beträgt etwa 50 Jahre, der jüngste Fah- rer ist aktuell 26 Jahre, der älteste 64 Jahre. Wir haben eine eher ge- ringe Fluktuation, da ich Wert auf Beständigkeit lege. Im Schnitt sind Fahrer bei uns 11 Jahre beschäftigt. Was tun Sie, um Fahrer zu halten? Bei uns herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Wir zahlen beispiels- weise einen Beitrag zum Fitnessstudio, das wurde allerdings in den ver- gangen zwei Jahren der Pandemie eher weniger genutzt. Wenn es passt, dann frühstücken wir zusammen. Mir ist es wichtig, jedem Mitarbeiter persönlich zu seinem Geburtstag zu gratulieren und ihm einen Gutschein für ein Einkaufszentrum zu schenken. Darüber hinaus gibt es bei uns or- dentliche Fahrzeuge, eine pünktliche Lohnzahlung, Weihnachtsgeld, eine transparente Abrechnung und wir haben immer ein offenes Ohr für die Bilder: privat, Adobe Stock Hessischer Verkehrsspiegel 03/2022 13 12 Hessischer Verkehrsspiegel 03/2022 TITELTHEMA
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