Hessischer Verkehrsspiegel
RUND UM DIE BRANCHE Der Eingangsbereich des AWZ in Wetzlar, Im Amtmann 11-15 Schulungssituation im Aus- und Weiterbildungszentrum in Wetzlar Miriam Henning, Backoffice, an ihrem Arbeitsplatz Bilder: kw Zahlen, Daten, Fakten rund um das AWZ Im Februar 2011 Eröffnung des Aus- und Weiterbildungszentrums für Fahrlehrer in Schöffengrund, die ersten Kurse starteten bereits im Oktober. Seitdem hat Uli Löhr 26 Klasse BE Kurse, 11 Klasse A Kurse, 6 Klasse CE Kurse, 3 Klasse DE Kurse und über 750 Teilneh- mer in Fahrlehrerfortbildungen begleitet. In verschiedenen zusätzli- chen Tätigkeitsfeldern für Fahrlehrer ist das AWZ gut aufgestellt: • Kurse für Ausbildungsfahrlehrer • Lehrgänge zur Betriebsführung von Fahrschulen • Einweisungen für ASF- und FES-Seminarleiter • Seminar für pädagogische Überwacher Die erforderlichen Fortbildungen für diese Geschäftsfelder fin- den jährlich statt. Im April 2017 zog das AWZ nach Wetzlar. Am jetzigen Standort starten drei Lehrgänge pro Jahr. Der älteste Schüler ist 61 Jahre, die jüngste Anwärterin 21 Jahre alt. Zum Team gehören neben Miriam Henning im Backoffice, zwei Juristen, fünf Diplompäda- gogen, ein Verkehrs-Psychologe, drei Diplomingenieure und mehrere Fahrlehrer. Das Aus- und Weiterbildungszentrum ist AZAV-zertifiziert und arbeitet mit DRV, BG, BFD und anderen öffentlichen Trägern gut zusammen. Die meisten Kunden finanzieren sich ihre Ausbildung zum Fahrlehrer selbst und werden dabei vom Aufstiegs-BAFÖG unterstützt. Zusätzlich hat sich über die Jahre eine Stammkundschaft entwickelt, denn schließlich müssen Fahrlehrer, ähnlich wie Berufskraftfahrer, alle vier Jahre an einer Weiterbildung teilnehmen. Und der Frauenanteil unter den Fahrlehrern wächst stetig. Uli Löhr: „Das hat damit zu tun, dass der frühere technikgeprägte Beruf mittlerweile den Ausbildungs- schwerpunkt in der pädagogischen Ausbildung wiederfindet.“ Umzug nach Wetzlar „Durch die gute Vorarbeit in den letzten Jahren und die Verlängerung der Ausbildungszeit stieg die Nachfrage nach unseren Lehrgängen.“ An der Adresse Im Amtmann 11-15 in Wetzlar, direkt angrenzend an das Hotel Blankenfeld, wurde ein passendes Mietobjekt gefunden. Im Erd- geschoss, im Keller und im ersten Stock befindet sich seit dem 1. April 2017 das Aus- und Weiterbildungszentrum, mit der Möglichkeit zu expandieren. „Die Verwaltung und weitere Büroräume sind im ersten Stock geplant.“ Die Fahrschule soll in den nächsten Monaten von Schöffengrund auch nach Wetzlar verlegt werden. Ablauf und Voraussetzung f r die Ausbildung Acht Monate sind die angehenden Fahrlehrer in Wetzlar. Die komplette Ausbildung dauert insgesamt zwischen 13 und 16 Monate und kostet rund 15.000 Euro „Wer bei uns die achtmonatige Ausbildung durchlau- fen und seine Prüfungen bestanden hat, der muss noch einmal für ca. ein halbes Jahr in eine Ausbildungsfahrschule und hat sich anschlie- ßend dann dort seinen Lehrproben zu stellen.“ Was sind die Voraussetzungen, um mit einer Ausbildung zum Fahrlehrer starten zu können? „Eine erforderliche Voraussetzung ist eine abge- schlossene, anerkannte Berufsausbildung oder der Fachhochschulab- schluss. Dann benötigt man mindestens drei Jahre lang den Führerschein der Klasse B und zum Lehrgangsbeginn auch die Fahrerlaubnis der Klasse BE. Und natürlich nicht mehr als einen Punkt in Flensburg, schließlich hat man Vorbildfunktion“, betont Uli Löhr noch einmal an dieser Stelle. „Eine weitere Voraussetzung ist ein einwandfreies Führungszeugnis und gesundheitlich muss ein Anwärter die Tauglichkeit eines Lkw-Fahrers haben.“ Das heißt? „Ein Lkw-Fahrer muss alle fünf Jahre zum Gesund- heitscheck, da werden Herz, Kreislauf, die Sehfähigkeit usw. geprüft. Ein Fahrlehrer ist verpflichtet, diese Eignung ebenfalls alle 5 Jahre nachzu- weisen – auch wenn er keine Nutzfahrzeuge fährt.“ Heterogene Truppe „Wir haben den einen oder anderen Berufskraftfahrer in unseren Lehr- gängen, aber sie sind vergleichsweise in der Minderheit. Insgesamt haben wir in den vergangenen Jahren eine sehr heterogene Truppe an angehen- den Fahrlehrern ausgebildet“, erzählt er. „Und wir ziehen uns mit Erfolg unseren eigenen Nachwuchs heran. Die angestellten Kollegen Manfred Klaasen (SVG KO), Thomas Leufgen (SVG KO), René Brückner (SVG KS), Alexander Müller (SVG WZ) wurden in einzelnen Klassen, Jan Lück (SVG WZ) als Fahrlehrer für alle Klassen komplett ausgebildet. Es macht richtig Spaß, mit ehemaligen Teilnehmern als Team zusammenzuarbeiten. Wenn man den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit so früh legen kann, ist das echt genial. Wir entwickeln uns allmählich zu einer Fahr- lehrerschmiede für die SVG-Fahrschulen.“ Nicht immer geht es mit allen Anwärtern glatt. In manchen Fällen gibt es kein Happy End für den Teilnehmer. „Dann muss man als Leiter auch konsequent sein und einen Anwärter entfernen, wenn es nicht so läuft wie wir es uns wünschen.“ Als verantwortlicher Leiter sagt Uli Löhr nicht nur unmissverständlich, wo es „langgeht“, er achtet auf Pünkt- lichkeit und er ist sehr streng, wenn manch ein Teilnehmer es an der nötigen Ernsthaftigkeit fehlen lässt. Blick in die Zukunft „Um unsere Ausbildungsstätte weiter voranzubringen und bekannt zu machen, führen wir unter anderem auch besondere Fortbildungen durch. Im Programm haben wir beispielsweise eine Fortbildung mit Mo- torrädern durch Südtirol, Fortbildungen mit Lang-Lkw, pädagogische Fortbildungen zur Visualisierung und kombinierte Fortbildungen nach Paragraf 8 BKrFQV und Paragraf 53 FahrlG. Nur so und mit ganz viel persönlichem Engagement des gesamten Teams“, da ist sich Uli Löhr sicher, „sind wir eine großartige und sehr erfolgreiche Ausbildungs- stätte geworden.” Darüber hinaus muss er die gesetzlichen Änderungen im Blick behalten: „Zuerst wurde die Ausbildung von fünf auf acht Monate hochgesetzt, immer wieder werden Inhalte überarbeitet oder angepasst, die Gewich- tung der Inhalte variiert. Und die neuste Änderung: Die Ausbildung zum Fahrlehrer soll im nächsten Jahr mehr Praxisbezug erhalten.“ Was be- deutet das konkret? „Das bedeutet, wir müssen mit allen unseren An- wärtern 30 Stunden fahren!“ Das ist für Uli Löhr und sein Team nicht nur organisatorisch ein erheblicher Mehraufwand – auch der Zeitfaktor spielt eine große Rolle. „Das macht im Schnitt 450 Unterrichtseinheiten pro Kurs, die hinzukommen, zusätzliche Manpower inklusive. Aber auch das werden wir stemmen“, ist der Leiter des Aus- und Weiterbildungs- zentrums überzeugt. Und Uli Löhr hat sein nächstes Ziel bereits fokus- siert: „Nachdem wir in den letzten zwei Jahren geholfen haben, den Auf- bau der Ausbildungsstätte in Koblenz zu unterstützen, plant die SVG in Kassel den Aufbau einer weiteren Fahrlehrerausbildungsstätte.“ Die weitere Verbesserung der Ausbildungsstätte in Wetzlar und der Neu- aufbau in Kassel reizen Uli Löhr sehr. Jetzt gilt es für ihn, weiteres zuver- lässiges Personal mit ins Boot zu holen, damit die Mammutaufgabe an- gegangen werden kann. „Tatkräftig unterstützt werde ich im Büro bereits von Teamassistentin Miriam Henning und Alexander Müller, der sich als rechte Hand immer mehr um den Standort Wetzlar kümmert. Nur durch solche Mitarbeiter und die vielen anderen Angestellten und Referenten, die hier nicht alle namentlich erwähnt werden können, obwohl jeder Ein- zelne es von der guten Zusammenarbeit her verdient hätte, kann ich es mir in Zukunft erlauben, beide Ausbildungsstätten zu leiten.“ | kw Hessischer Verkehrsspiegel 03/2022 29 28 Hessischer Verkehrsspiegel 03/2022
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