Hessischer Verkehrsspiegel
TITELTHEMA 10 Hessischer Verkehrsspiegel 04/2022 Herr Reisberg, kleiner Rückblick, wie sieht Ihr beru icher Werdegang aus? Hinter mir liegt bereits eine längere Historie bei der KRAVAG und der R+V in unterschiedlichen Positionen. Angefangen habe ich als Underwriter in der Direktions- gruppe im Bereich Kraftfahrt. Schon allein dadurch war ich der SVG schon immer sehr verbunden. Ich war viel vor Ort bei den SVGen und habe dort entsprechend auch die Kunden mit begleitet. Das habe ich als sehr spannend und abwechslungsreich empfunden. Aus dem operativen Bereich habe ich in den Personalbereich gewechselt, das heißt, ich wurde Gruppenleiter im Be- reich der Verwaltung. Als die KRAVAG Logistics Digital gegründet wurde, sah ich die Möglichkeit, mich dort zu verwirklichen. Inzwischen gelten Sie als Fachmann in Sachen Trendbeobachtung in der Transport- und Logistik- branche, wie entstand die Idee zum HK100? Die Startup-Landschaft habe ich schon immer beobach- tet, ich bin stets offen und neugierig geblieben, was auf diesem Gebiet so passiert. Als in einem unserer Neben- gebäude eine komplette Etage frei wurde, hatten wir die Chance, dort alles neu zu gestalten. Die Etage wurde kernsaniert, und es entstand ein Coworking Space, den es galt, mit Leben zu füllen. Seit wann gibt es den Coworking Space? Für den neu gegründeten Bereich KRAVAG Digital haben wir seinerzeit drei Säulen de niert: Die erste Säule ist WEDOLO als Logistik-Plattform, die zweite Säule das Kundenportal KRAVAG-online und als dritte Säule kam im Mai 2019 der HK100 hinzu. Denn die Vision, mit Startups eng zusammenzuarbeiten, hatten wir schon lange. Der Coworking Space, der im HK100 entstanden ist, bot die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu kommen und in den Austausch zu gehen. Und das gleich sehr viel größer als ursprünglich angedacht und geplant. HK100 steht für? Da waren wir gar nicht so kreativ wie es sich anhört: Es ist die Abkürzung für den Heidenkampsweg 100. Das Haupt- gebäude der KRAVAG hat seinen Sitz in der Nummer 102. Unseren Coworking Space haben wir im Nebengebäude, der Nummer 100 untergebracht. Startups im Bereich Transport- und Logistik sind eher selten, oder? Nein, ganz und gar nicht. Ich nenne Hamburg immer die Logistik-Hauptstadt. Gerade für Startups ist das hier eine ideale Ausgangslage. Hamburg scheint das Tor zur Welt zu sein. Wir haben hier eine große Anzahl von Logistik- und Transport-Startups. Mir sind schon allein ca. 70 bekannt. Ich würde Hamburg sogar als den größten Standort für Logistik-Startups bezeichnen. Interessierte bewerben sich bei Ihnen? Die meisten bewerben sich tatsächlich direkt über unsere Homepage, manche schreiben mir auch persönlich eine E-Mail oder rufen an, weil sie eine Empfehlung bekommen haben. Auf der Homepage haben wir ein Bewerbungsfor- mular vorbereitet, in dem bereits kurze und knappe Fragen beantwortet werden müssen – zum Beispiel: „Welches Produkt entwickelt ihr und welches Problem wollt ihr damit lösen?“ oder „Sag uns etwas mehr über dein Team oder deine Partner!“. Welche Kriterien gibt es für Ihre Auswahl? Das hängt von der Größe der Startups ab. Wir haben besonders die „Earlybird-Startups“ im Blick und möchten ihnen bei HK100 einen Raum bieten. Trotzdem sollten die jungen Gründerinnen und Gründer schon mehr als nur eine Einer, der die Zukunft stets vor Augen hat – am Tor zur Welt, in Hamburg, ist Uwe Reisberg. Der 48-Jährige ist bei der KRAVAG-LOGISTIC Versicherungs-AG schon seit 22 Jahren mit an Bord. Für den Coworking Space, den HK100, am Standort der KRAVAG in Hamburg, zieht er seit rund drei Jahren die Fäden. Reisberg ist derjenige, der die Startup-Aktivitäten bündelt und als Ansprech- partner für Interessierte fungiert. Der HVS hat nachgefragt. HK100 DIE STARTUPS IM BLICK HK100 auf einen Blick Eröffnung Mai 2019, seitdem waren 23 Startups im HK100 6 Startups sind aktuell im Programm 3 Startups haben bereits jeweils über 1 Million Euro von Investoren eingesammelt über 100 Veranstaltungen mit mehr als 2.500 Teilnehmenden wurden im HK100 durchgeführt schätzungsweise wurden mehr als 15.000 Tassen Kaffee getrunken, die zweite Kaffee-Maschine ist seit August 2022 im Einsatz der HK100 ist mit einer Fläche von 350 qm relativ klein, aber dafür fein und exklusiv 11 Hessischer Verkehrsspiegel 04/2022 xe Idee vorweisen können, wenn sie bei uns einziehen wollen: Am besten ist es, wenn sie bereits ein Minimum Viable Product (MVP), ein minimal funktionsfähiges Produkt, im Gepäck haben. Gilt es dann unter mehreren Be- werbern eine Auswahl zu treffen, dann wählen wir eher die „kleineren“ aus, diejenigen, die sich gut weiterentwickeln lassen. Darüber hinaus haben wir einen internen Anforderungs- katalog erstellt, um zu schauen, wie sieht beispielsweise die Gründerhistorie aus, wie ist das Startup im Einzelnen aufgestellt, wie sehen Lösungen aus, die das Startup schon für verschiedene Problemstellungen entwickelt hat, wie in- novativ ist es? Aus der Praxis heraus hat sich bewährt: Wir kommen in Kontakt, grundsätzlich spreche ich mit jedem, der sich beworben hat. Wie sieht der nächste Step aus? Gibt es so etwas wie ein Vorstellungsgespräch? Ja, es gibt das sogenannte „Meet and Greet“. Das heißt, wir treffen uns ganz entspannt vor Ort und sprechen ca. eine Stunde miteinander. Nach dieser Stunde wissen meist beide Parteien: Passt das zusammen, ist das eine sinnvolle Ergänzung für uns und für das Unternehmen oder nicht. Im Anschluss entscheiden wir nal über den Einzug in den HK100. Für welchen Zeitraum können die Startups in den HK100 einziehen? Wir nehmen die Startups für mindestens sechs Monate bei uns rein. Das bedeutet für die Gründerinnen und Gründer auch eine gewisse Planungssicherheit. Sie wissen: Sobald sie in unseren Coworking Space kommen, steht ihnen für die nächsten Monate ein top ausgestatteter Arbeitsplatz zur Verfügung, ein Platz, an dem sie sich frei entfalten kön- nen. Für die Gründerinnen und Gründer ist das eine super Basis. Wir tauschen uns aus, gehen in die Interaktion mit den Startups. Und mittlerweile haben wir auch die Power, uns entsprechend zu vernetzen beziehungsweise Kontakte herzustellen. Das große Netzwerk, SVG, KRAVAG und BGL kommt uns dabei natürlich zugute. Also in der Tat: Work, learn, connect? Stimmt, das ist das Konzept, mit dem wir anfangs gestartet sind. Inzwischen hat es sich super bewährt. Die Startups Bilder: Shutterstock, HK100/Uwe Reisberg Work, Learn und Connect heißt es im HK100 am Stand- ort der KRAVAG in Hamburg
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