Hessischer Verkehrsspiegel
te pro Monat verschicken. Je nach Zielgruppe wird es dann auch unterschiedliche Pricings geben. Eine ihrer Marketingstrategien ist das kundenindividuelle „Branding“. Das be- deutet, auf die Vliesverpackung wird das Logo des jeweiligen Kunden gedruckt. „Das steigert das Auspackerlebnis, besonders bei hochwertigen Produkten“, ist sich Lenhardt sicher. „Handelt es sich beispielsweise um Bio-Kosmetik, wird die Geschichte der Nachhaltigkeit mit unserem Füllmaterial aus Stroh zu Ende erzählt.“ Die Förderung Was die materielle oder immaterielle Unter- stützung angeht, sind die Jungunternehmer gut aufgestellt. „Wir schauen uns eigentlich immer nach Wettbewerben um, die speziell auf Start-ups ausgerichtet sind. Am besten noch nach solchen, die ihren Fokus auf Nachhaltigkeit setzen“, erklärt Weber. „Im Sommer 2022 haben wir Futury durchlau- fen. In dieser Zeit kamen wir mit sehr vielen Corporate-Partnern in Kontakt, die uns auch weiterhelfen konnten – beispielsweise durch wöchentliche Tre en.“ Mitte November 2022 sind sie mit dem zweiten Accelerator- Programm gestartet, von Samsung „Solve for tomorrow“. „Wir ho en einfach, dass wir unsere Ideen gut weiterentwickeln können,“ gibt sich Dostert optimistisch. „Die kom- menden zwei Jahre im HOLM verbringen zu dürfen und hier die Büro äche, zwei Arbeits- plätze, die Konferenzräume und ein weit- gefächertes Equipment nutzen zu können, das wird uns mit Sicherheit weiterbringen. Nicht zu vergessen das wahnsinnig große Netzwerk, das uns im HOLM zur Verfügung steht.“ Die Zukunft Die kommenden zwei Jahre möchten die Ce- res-Gründer dazu nutzen, ihr Produkt zu op- timieren, die erste Produktion hochzuziehen, ihr Netzwerk weiter auszubauen. „Vielleicht scha en wir es sogar schon, über ein Wachs- tum und weitere Standorte nachzudenken“, überlegt Weber. „Während der Zeit im HOLM möchten wir gerne in den Austausch mit anderen Gründern gehen, die mit uns im Start-up-Lab sitzen. Wir erho en uns Tipps und Input von anderen Unternehmen, damit wir besser werden können. Zu oft sind wir in unserer eigenen Bubble, da sind Anregungen von außen wichtig“, sagt auch Dostert. „Und wir setzen darauf, Impulse zu erhalten, wie wir beispielsweise noch nachhaltiger werden können und trotzdem noch kostengünstiger produzieren können“, ergänzt Weber. Gibt es denn aktuell Interessierte, die das kompostierbare Füllmaterial nutzen möchten? „Die Kunden schreiben uns an, sie kom- men zu uns“, sagt Lenhardt. Einige warten im Prinzip nur darauf, dass wir mit unserer Produktion starten. Sie möchten sogenannte First Mover sein und nehmen dabei sogar in Kauf, dass noch nicht alles perfekt zu Ende entwickelt ist.“ Insgesamt betrachtet ist es eine enorme Herausforderung: Job, Studium und die Gründung ihres Start-ups Ceres unter einen Hut zu bringen. Doch für ihre Vision ver- zichten sie auf vieles, auf Freizeit, Geld und Sicherheiten. Dostert, Yenice, Weber und Lenhardt geben sich optimistisch: „Im Mo- ment läuft es richtig gut für uns.“ S tart-ups erarbeiten neue, innovative Lösungen, oft unter dem Schlagwort „Digitalisierung“. Nun gilt aber gerade die Logistik als Bran- che, in der man sich mit digitalen Innovationen manchmal schwertut. Stimmt dieses Bild überhaupt noch? Das kommt darauf an, wohin man schaut – in der Produktion ist die interne Logistik oft schon erfolgreich digitalisiert. Im Straßengüterverkehr ist man sicherlich in einigen Bereichen auf einem anderen Level unterwegs. Das liegt aber auch an der oft über- schaubaren Unternehmensgröße und den damit einhergehenden Möglich- keiten für umfangreiche Investitionen. Als Schnittstellenfunktion hat die Transportlogistik natürlich auch die Herausforderung, sich sowohl mit dem vor- wie auch dem nachgelagerten Be- reich digital verknüpfen zu müssen, um eine e ziente Prozesskette realisieren zu können. Unabhängig davon sind zahlreiche Transportlogistikunterneh- men sehr wohl aufgeschlossen für neue Technik – vor allem, wenn sich damit Manpower und Kosten sparen lassen. Dies schließt selbstverständlich auch Kooperationen mit Start-ups ein. Warum ist es so wichtig, dass im Straßengüterverkehr neue, inno- vative Lösungen genutzt werden? Was denken Sie, inwiefern auch Unternehmen in der Branche davon pro tieren könnten? Die Digitalisierung verspricht viele manuelle Vorgänge zu automati- sieren und Mehrfacheingaben von Daten einzusparen. Diese Ersparnis an Zeitaufwand ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels auf allen Ebenen besonders bedeutsam. Bis speziell der durchgehende „Digitale Frachtbrief“ Alltag wird, vergehen bis zur Klärung von einheitlichen Datenschnittstellen und Übergabeprotokollen, Haftungs- fragen etc. jedoch noch einige Jahre. Gut Ding will eben auch hier Weile haben. In welchen Bereichen hat die Branche Bedarf? Beispielsweise entwickelt im HK100 in Hamburg aktuell ein Start-up die optimale Bereifung für Lkw, um bis zu 10 Prozent Kraftstoffkosten zu sparen und den CO2-Ausstoß zu vermindern. Gibt es Bereiche, die nach Ihrer Ansicht eher ins Blickfeld der Start-ups rücken sollten? Es gibt sicher viele interessante Prob- lemstellungen, für die beispielsweise im HK100 von Start-ups Lösungen entwickelt werden können. Gerade im Bereich der Energiee zienz sind innovative Ideen wichtig und will- kommen. Dennoch ist „Digitalisierung an sich“ ja kein Allheilmittel und die Lösungsansätze müssen praxistauglich und gut durchdacht sein. Neben der gegebenenfalls unmittelbar spürbaren Abhängigkeit von funktionierenden Stromnetzen in Zeiten aus verschie- denen Gründen drohender Blackouts müssen die Lösungsansätze mit den „betro enen“ Unternehmen vor- zugsweise gemeinsam aus der Praxis entwickelt werden, sodass sich digitale Innovationen nahtlos in die Arbeitsab- läufe eingliedern lassen und die Abläufe auch tatsächlich optimieren. Sind Ihnen eventuell sogar Beispie- le bekannt, in denen von Start-ups entwickelte Lösungen bereits zum Vorteil der Branche genutzt werden? Gemeinsam mit der „Allianz pro Schie- ne“ hat der BGL mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) das Projekt „Truck- 2Train“ zur Beseitigung von Hürden bei der Nutzung des Kombinierten Verkehrs Straße/Schiene durch kleine und mittelständische Straßengüterver- kehrsunternehmen realisiert. Hierbei kommt u. a. der Intermodal Capacity Broker der Rail-Flow GmbH zum Einsatz – eine digitale neutrale Lösung, die den Zugang zum Schienengüter- verkehr für Neulinge im Kombinierten Verkehr vereinfacht und dessen E - zienz verbessert. Weiterhin zu erwäh- nen wäre KRAVAG Truck Parking. Mit KRAVAG Truck Parking können Speditionen auf ihrem Betriebsgelände freie Park ächen anbieten, die dann von Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fah- rern wie von Disponent:innen via App gebucht werden können. Start-ups erarbeiten auch in der Transport- und Logistik- branche innovative Lösungen, Beispiele dafür sind Konvoi, CO2OPT und Ceres. Wie Start-ups Unternehmen nutzen oder sie sogar voranbringen können, dazu hat der HVS Prof. Dr. Dirk Engelhardt , Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V. (BGL), vier Fragen gestellt. Innovativ unterwegs b Anregungen von außen sind wichtig, um nicht nur in seiner eigenen Bubble zu sitzen. Im HOLM gibt es im Start-up-Lab unterschiedliche Räume, die zum Brainstorming einladen ■ kw Fotos: HOLM 16 17 SCHWERPUNKT | Hessischer Verkehrsspiegel 01/2023
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