Hessischer Verkehrsspiegel
gesucht haben“, sagt Jagielo. „Eines unserer wichtigsten Ziele ist, dass der Fahrer nicht erst eingreifen und sich womöglich in Gefahr bringen muss.“ Ebenso großes Gewicht legen die jungen Unternehmer:innen aufs Datensammeln. „Sie werden in eine Cloud-Datenbank übermittelt“, erklärt Luckhardt. So ergibt sich ein immer präziseres Bild davon, wie die Kriminellen vorgehen, zu welchen Uhrzeiten und wo sie zuschlagen – und wie sie ihre Vorgehenswei- sen mit der Zeit anpassen. „Bislang sagen uns die Schadensdaten nur recht grob: Deutsch- land und Großbritannien sind Schwerpunkte für Lkw-Überfälle.“ Aber je länger und an je mehr Lkw das System genutzt wird, desto genauere Aussagen sind möglich. Etwa über besonders gefahrenträchtige Parkplätze. Auf dieser Grundlage könnten deren Betreiber ihre Sicherheitskonzepte anpassen oder Speditionen ihre Routenplanung überarbeiten. Service pro Monat und Fahrzeug Transportunternehmen ab einer Flotte von etwa 50 Trucks sowie Speditionsverbünde bilden denn auch den Fokus der Kunden-Ak- quise. „Wir verkaufen unsere Dienstleistung unter dem Schlagwort ,as a service‘ pro Monat und Fahrzeug“, sagt Heinz Luckhardt. Er ist bei Konvoi für die Geschäftsentwicklung mitsamt Pricing verantwortlich. Die beiden anderen treiben die Produktentwicklung voran. Weite- re potenzielle Kunden sind Au ieger-Hersteller oder auch Versicherer. „Im Idealfall nden wir einen Hersteller, der unser System ab Werk verbaut“, sagt Luckhardt und skizziert damit eine der großen Ho nungen der Gründer für die weitere Entwicklung ihres Start-ups. Die Ursprünge des Unternehmens liegen an der Technischen Universität Hamburg. Dort haben Heinz Luckhardt und Alexander Jagielo gemeinsam studiert, Jagielo hat zudem an einem Forschungsprojekt zum Thema Lkw- Überfälle mitgearbeitet. Da war der Schritt in die Selbstständigkeit irgendwann folgerichtig – zumal die Jungunternehmer unter anderem das Gründerstipendium Exist in Anspruch nehmen konnten. Die dritte im Bunde, die aus Indien stammende Divya Settimali, hat ihren Ab- schluss in Automotive Software Engineering in Chemnitz gemacht. „Wir haben sie mitten in der Corona-Phase per Online-Ausschreibung gefunden.“ Das Team ist international, seit day one ist Englisch die Unternehmenssprache. Mit Blick auf den Standort ist das Start-up klassisch unterwegs: „Wir sitzen alle in Ham- burg“, sagt Jagielo. „Das hat den Grund, dass wir intensiv mit unserer Hardware arbeiten müssen.“ Auch bei der Namenswahl haben die sonst so vorwärtsgewandten Gründer:innen in die Vergangenheit geschaut: Konvoi leitet sich vom alten französischen Begri convoi ab: „schützendes Geleit“. „Schon zu Zeiten der Hanse waren Handelsschi e als Konvois unterwegs, um besser gegen Piratenangri e gewappnet zu sein“, sagt Heinz Luckhardt und fügt augenzwinkernd hinzu: „Den gleichnami- gen Trucker-Film kennen wir natürlich auch.“ HK 100 Konvoi hat, ebenso wie die Kollegen von CO2OPT (siehe S. 09-11), einen Platz im HK100, einem Co-Working-Space speziell für Logistik-Start-ups. Dessen großer Vorzug liegt, neben seiner hervor- ragenden Büro-Infra- struktur, vor allem in der Möglichkeit für die jungen Unternehmen, sich mit- einander zu vernetzen und voneinander zu lernen. Die Macher: Heinz Luckhardt (li.) und Alexander Jagielo. Nicht im Bild: Divya Settimali, Gründerin Nummer drei Schöne Bestätigung: Beim „Logistik Start- Aperitivo“ Anfang 2022 haben Frank Seeger (l.) und Benjamin Bartsch von CO2OPT den ersten Platz abgeräumt O b ein Lkw gewinnbringend oder mit Verlust fährt, hat schon lange besonders viel mit einem teuren Rohsto zu tun: Diesel. Den Kraftsto verbrauch zu checken und zu optimieren dürfte auf der Priori- täten-Liste der meisten Flottenbetreiber demnach ganz oben ste- hen. Auch Fahrertrainings zur wirtschaftlichen Fahrweise können einen erheblichen E ekt haben. „Das ist auf jeden Fall ein guter Ansatzpunkt“, sagt Frank Seeger, CEO des 2022 gegründeten Hamburger Start-ups CO2OPT. „Es gibt ja aber auch noch ande- re, fahrerunabhängige Faktoren, die erheblichen Ein uss nehmen. Man muss sich nur mal klarmachen, dass der Rollwiderstand der Reifen bis zu 30 Prozent des Verbrauchs eines Lkw ausmacht. Wer hier aufs falsche Pferd setzt, tut sich keinen Gefallen.“ Erfahrung ist das A und O Seeger weiß, wovon er spricht: Er ist ein alter Hase im Reifen- geschäft, war viele Jahre im Vertrieb eines großen Herstellers angestellt und auf mehreren Kontinenten tätig. „Aus der Zeit habe ich vieles mitgenommen, und eben auch gemerkt, dass das Hightech-Produkt Lkw-Reifen noch längst nicht ausgeschöpft ist.“ Wobei „Hightech“ hier nicht Prozessoren oder Präzisions- roboter bedeutet. Den vielschichtigen Reifenaufbau aus Lauf- Mit der Wahl der richtigen Lkw-Reifen erschließen sich Flottenbetreiber ein sattes Sparpotenzial – davon sind die Gründer des Start-ups CO2OPT überzeugt. Datengetriebene Analyse und jahrelange Erfahrung sind ihre Tools, um den optimalen Pneu zu finden. Das Rezept macht’s ■ Florian Oertel Fotos: Robert Grischek (2) 8 9 SCHWERPUNKT | Hessischer Verkehrsspiegel 01/2023
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