Hessischer Verkehrsspiegel

Trainingslager und internationale Touren nach Japan oder in die USA. Die Hausforde- rung liegt in den eng gesteckten Zeitplänen. Der Trainer möchte schnell und frühzeitig am Ziel sein, damit die Spieler gut regenerie- ren können. Auch für das benötigte Material ist Timing sehr wichtig. Für all das brauchen wir zuverlässige Partner, die uns von A nach B bringen. Sollte am Ende zusätzlich eine Wasserfontäne über dem Flugzeug oder ein Autokorso organisiert werden müssen, wissen wir, dass die Koordination perfekt funktio- niert hat (lacht). Hinzu kommen weitere Be- reiche, die täglich mit Logistik zu tun haben, etwa unser Merchandising. Denn natürlich wollen wir den Fans möglichst schnell und gut ihre Bestellungen liefern. Und wie sieht es mit echten, physischen Transporten aus? Mit Bundesligaspielen, Konzerten und Dritt- veranstaltungen haben wir verschiedene Veranstaltungen im Deutsche Bank Park. Gerade die Müllentsorgung und verschiedene Messebauten wie zum Beispiel die Waldtri- büne vor dem Museum, Konzertbühnen oder mobile Bandensysteme bei Bundesligaspielen sind große logistische Herausforderungen. Man darf nicht vergessen: Wir haben jährlich rund 850.000 Konzertbesucher und etwa 1,2 Millionen Fans im Stadion. Allerdings sind wir nicht bei allen Konzerten der Veranstalter und darum auch nicht direkt verantwortlich für die Bühnen und die Entsorgungsproble- matik. Viele unserer Leser sind Eintracht-Fans. Spätestens der letzten Europa-League- Saison weiß man, welche logistischen Leistungen viele dieser Fans erbringen ... Es ist unglaublich, was unsere Fans auf sich nehmen, um die Eintracht 90 Minuten im Stadion zu unterstützen. Gerade bei Spielen wie in Barcelona oder in Sevilla sieht man, wie verrückt unsere Fans sind und was die Menschen alles in Kauf nehmen, um in der Stadt zu sein und ins Stadion zu kommen. Es werden teilweise Hotels und Flüge bereits vor dem Erreichen der nächsten Runde oder di- rekt mit dem Schlussp gebucht. Hier merkt man die Familie, die Wucht und die be- dingungslose Leidenschaft für diesen Klub – das, was unseren Verein eben ausmacht. Das spüren auch die Spieler, und sie sind unter anderem auch dadurch bereit, in Spielen über ihre Grenzen hinauszugehen. Die Eintracht zählt zu Deutschlands bekanntesten Marken. Was raten sie als deren Botschafter denjenigen Lesern, die den Bekanntheitsgrad ihrer Marke – also ihres Unternehmens – steigern wollen? Es ist schwierig, einen Bogen von einem Bundesligaklub mit über 50 weiteren Sport- arten und mittlerweile 125.000 Mitgliedern zur Spedition zu spannen, aber ich versuche es. Meiner Meinung nach kann man eine Marke nur emotional au aden, wenn man Menschen erreicht und begeistert. Dazu ist es wichtig, mit einer Marke für etwas zu stehen: Zuverlässigkeit, Leidenschaft, Nachhaltigkeit, Treue, Flexibilität oder auch Tradition. Diese Werte kann man über eine Vermarktungs- strategie einer breiten Ö entlichkeit präsen - tieren. Das Wichtigste ist, dass die Mitarbei- tenden und die Geschäftsführung nach diesen Werten nach innen wie nach außen handeln und das verkörpern, was das Unternehmen als Marke authentisch macht. Hier kann auch ein Sportsponsoring helfen: Wir vermitteln den Unternehmen, dass Eintracht auch eine Kommunikationsplattform ist, auf der man gesteckte Kommunikationsziele erreichen kann, wenn man die Emotionalität, die Iden- ti kation des Klubs für die eigene Marke und das Storytelling nutzt. Was wünschen sie sich für die Ein- tracht? Wie sollen die kommenden Jahre laufen, damit Sie die Positionie- rung der Marke als „Diva vom Main“ endgültig ad acta legen können? Ich nde, man darf in diesem schnelllebigen Geschäft auch mal das Hier und Jetzt ge- nießen. Trotzdem müssen wir immer wieder versuchen, das Bestmögliche in einer Saison zu erreichen. Bei Erfolgen demütig bleiben, in schwierigen Situationen den Kopf hoch- halten, das hat uns immer stark gemacht. Wir stehen nun zum dritten Mal seit 2017 im Finale des DFB-Pokals und sind zudem amtierender UEFA Europa League-Sieger. Die Bezeichnung „Diva vom Main“ ist meines Erachtens keine Bürde, sondern An- erkennung. Die Diva wird es immer geben – egal, ob wir erfolgreich sind oder nicht. Das macht unsere Marke aus und ist unsere DNA, wir sind nie langweilig oder gewöhn- lich. Deswegen sind wir ein Klub, der oft als sexy bezeichnet wird, über den man manchmal tuschelt oder staunt, aber von dem man immer angezogen wird, weil er so herrlich lebendig ist. Mit etwa 500 Mitarbeitern unter dem Dach von Eintracht Frankfurt und einem Umsatz von circa 250 Millionen Euro gehören wir zum Mittel- stand in Hessen. ■ Florian Oertel JETZT TICKETS GEWINNEN! Seit Sommer 2022 ist die SVG Hessen stolzer Vereinssport-Partner von von Eintracht Frankfurt. Deshalb verlosen wir 2 Karten für ein Heimspiel der Adler. Einfach eine E-Mail mit Betre „Eintracht Frankfurt“ senden an redaktion@hvs-magazin.de . Die Gewinner werden aus allen Einsendungen bis 10.8. ausgelost. Das Spiel, für das die Karten Gültigkeit haben, wird mit den Gewinnern ab- gestimmt. Viel Glück! Teilnahmebedingungen auf S. 42. GEWINN- SPIEL Fotos: Eintracht Frankfurt PANORAMA | Hessischer Verkehrsspiegel 02/2023 27 Stimmt es, dass Eintracht-Ikone Charly Körbel sie entdeckt hat? Charly war kurz Cheftrainer und auch zeit- weise Scout für die Eintracht, also sicherlich auch mitverantwortlich für die Zusammen- stellung der Nachwuchsmannschaft (U23). Lothar Greul war damals Manager bei der U23 und hat mich vom FSV Frankfurt ab- geworben. Wir sind mit dem FSV aus der 2. Liga abgestiegen, und die U23 suchte als Aufsteiger in die neugegründete Regionalliga Süd-West noch junge Spieler mit Pro -Er - fahrung. Charly hat mir mal gesagt, dass man mich damals schon länger beobachtet hatte. Heute sind Sie „Sales and Marketing & Markenbotschafter von Eintracht Frankfurt & Coach UEFA Pro Lizenz“. Wie nah sind sie damit am Team? Um ehrlich zu sein habe ich relativ wenig mit dem Pro -Bereich zu tun, es sei denn man hat als Markenbotschafter gemeinsame Mar- ketingaktivierungen oder ist auf gemeinsa- men Veranstaltungen. Ich kenne noch Spieler wie Kevin Trapp, Makoto Hasebe oder Sebastian Rode aus meiner Zeit als zweiter Co-Trainer unter Armin Veh. Aus dem Sta und Scouting kenne ich auch noch den ein oder anderen, mit dem ich im Nachwuchs- leistungszentrum als Jugendtrainer sehr eng zusammengearbeitet habe. Mittlerweile bin ich aber eben im Sales & Marketing-Bereich der Eintracht tätig, was mir auch unglaublich viel Spaß macht. Sie sind seit 1995 fast ununterbrochen bei der Eintracht, viele Arbeitgeber dürften von so etwas träumen. Wie muss ein Arbeitgeber sein, dass man so lange an Bord bleiben mag? Eintracht Frankfurt war immer ein Teil mei- nes Lebens, nur Jobs und Perspektive haben sich immer mal wieder geändert. Im Grunde muss man sich wohlfühlen, und die Aufgaben müssen einen ausfüllen. Übertragen bedeutet das, man muss in einem Unternehmen die Möglichkeit haben, sich entfalten und weiter- entwickeln zu können. Man möchte das Gefühl haben, an der Unternehmensentwick- lung mitwirken zu können, und das Gefühl habe ich bei der Eintracht. Ein Unternehmen sollte bezogen auf neue Entwicklungen an- passungsfähig und exibel sein, damit es als Arbeitgeber attraktiv bleibt. Ideal ist es, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Identi ka - tion und Leidenschaft für Unternehmen und Job entwickeln, dazu kann ein Unternehmen einiges beitragen. Gerade Teamwork und Zusammenhalt sind ein großes Thema. Man sollte sich morgens schon auf die Arbeit und aufs Team freuen, weil man das Gefühl hat, dass man als Mitarbeiter wertgeschätzt wird. Sie sind auch Hessen treu geblieben: eine bewusste Entscheidung, und soll das so bleiben? Es ist eine bewusste Entscheidung, da ich mich gegen ein Leben als Pro -Trainer ent - schieden habe. Damals gab es ein Sprichwort: „Willst du Pro -Trainer werden, musst du immer eine Hand am Gri deines Ko ers haben.“ Ich denke, ich bin ein sehr guter Trainer und hätte mich sicher im Pro be - reich durchgesetzt. Allerdings bin ich auch ein sehr heimatbezogener Mensch, der die Region liebt und froh ist, dass die Menschen, die mir wichtig sind, in der Nähe sind. Dazu kommt, dass ich mir bei Eintracht Frankfurt etwas aufgebaut habe – das gibt man nicht leichtfertig auf. Man sollte aber nie etwas für die Zukunft ausschließen, dafür ist das Leben einfach zu abwechslungsreich. Thema des „HVS“ ist Straßengüter- transport und Logistik. Wo liegen bei der Eintracht die logistischen Heraus- forderungen? Eintracht Frankfurt ist ein moderner Bundes - ligist, der beispielsweise in dieser Saison (Anm: 2022/23) in drei Wettbewerben vertreten war. Wir müssen eine Vielzahl an Spielen in anderen Städten in Deutschland und Europa bewältigen und Heimspiele austragen. Dazu kommen Auslandsreisen für Schampusdusche: Als Trainer der Eintracht-B-Junioren wurde Alexander Schur im Jahr 2010 Deutscher Meister 26

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