Hessischer Verkehrsspiegel
Hessischer Verkehrsspiegel 02/2023 29 Bevölkerung gegebenenfalls gewarnt werden. Die Polizei wird auch schnell Fachkräfte und weitere Fachbehörden mit einbinden. Was hat Priorität? Schutz der Umwelt oder Schutz der Verkehrsteilnehmer? Ganz klar: Leben und Gesundheit haben im Scha- densfall Vorrang vor dem Schutz der Umwelt. Wie häufig sind Gefahrgut-Unfälle? Glücklicherweise recht selten, bei uns in Westhes- sen waren es zuletzt zwischen 13 und 19 Fälle pro Jahr. Und davon kommt es nur bei ganz wenigen Situationen zu einem Austritt des Gefahrguts. Ist es schon vorgekommen, dass der Fahrzeug- führer keine entsprechende Ausbildung hatte? Bei großen, professionellen Gefahrguttransporten von Spezialfirmen stellen wir so gut wie nie Ver- stöße fest. Die Fahrerinnen und Fahrer sind in der Regel wie vorgeschrieben geschult und besitzen eine ADR-Schulungsbescheinigung nach Kapi- tel 8.2 ADR, welche ja auch die Verlader in den Industrieparks und bei den Chemieunternehmen überprüfen. Selten mal kommt es vor, dass die ADR-Bescheinigungen abgelaufen sind. Häufiger ist es da schon, dass eine Gefahrgutunterweisung nach Kapitel 1.3 ADR angezweifelt werden muss. Also für Transporte von Gefahrgütern in begrenz- ten Mengen oder bei weiteren Freistellungen. Leider regelmäßig fallen Kurier-, Express- und Paketdienstleister (KEP) mit häufig wechselndem Transportpersonal auf. Ist das Gefahrgut als Unfallfolge tatsächlich auf der Straße gelandet, dauert es besonders Christian Wiepen, Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums Westhessen Die beste Prävention: geschulte Fahrer und lückenloser Informa- tionsfluss Foto: Shutterstock/Miguel Perfectti 28 E s ist passiert: Ein Lkw mit Gefahrgut auf der Ladefläche ist auf der Auto- bahn verunglückt, das Gefahrgut auf der Autobahn verteilt. Wie sehen die ersten Schritte der Polizei in einem solchen Fall aus? Solche Unfälle sind natürlich für alle Beteiligten mit deutlichem Stress verbunden, weil ja das Gefahrenpo- tenzial erheblich sein kann. In jedem Fall hat die Ge- fahrenabwehr oberste Priorität, deshalb müssen wir schnell reagieren. Die Polizei wird als Erstes die Ein- satzstelle sichern und absperren, gefährdete Personen retten, nach Kräften versorgen und dem Rettungs- dienst oder der Feuerwehr zuführen und eine weitere Schadensausbreitung verhindern. Dies muss alles auch unter dem Aspekt der Eigensicherung geschehen, auch die Einsatzkräfte sollen selbstverständlich nicht zu Schaden kommen. Oft ist es zunächst schwierig zu wissen, um welchen gefährlichen Stoff es sich überhaupt handelt. Daher ist das Sammeln von In- formationen extrem wichtig, im besten Fall kommen wir an die Beförderungspapiere. Zudem muss die Ob giftige, ätzende, radioaktive Stoffe, brennbare Flüssigkeiten oder entzündbare Abfälle: Allein in der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich über 300 Millionen Tonnen Gefahrgüter befördert. Doch was passiert, wenn es bei der Beförderung zu Unfällen kommt? Einer, der sich damit auskennt, ist Polizeihauptkommissar Christian Wiepen, Polizeipräsidium Westhessen. HVS hat ihm dazu ein paar Fragen gestellt. Vorsicht ätzend!
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