Hessischer Verkehrsspiegel

Foto: Shutterstock/Alexandru Nika F ast ein Drittel – so hoch ist der Anteil des Kraftsto s an der Total Cost of Ownership (TCO) eines Trucks im Fernverkehr. In anderen Bereichen des Straßengüterverkehrs mögen die Aufwendungen nicht ganz so hoch sein. Dennoch gilt: Diesel geht richtig ins Geld! Neben den Gehältern für die Belegschaft ist der Kraftsto seit jeher der größte Budgetposten von Transportun - ternehmen. „Im Frühjahr 2022 sind die Dieselpreise jedoch aus bekannten Gründen förmlich explodiert, das hat viele Unternehmer in erhebliche Bedrängnis gebracht“, sagt Josef Stavenow, Dozent Logistik am SVG Fahrschulzentrum Südwest in Koblenz. Seither hat sich die Preislage an den Tankstellen kaum entspannt. Was können Unternehmer also tun, um dem entgegenzuwirken? Insbesondere dann, wenn sie an langfristige Verträge mit Verladern ge - bunden sind, die keine Preisgleitklauseln, sogenannte Diesel oater, enthalten? „Genau hinschauen und Bescheid wissen!“, lautet der erste und dringendste Ratschlag des Experten. „Es ist problematisch, dass viele Unternehmen ihre tatsächlichen Gesamtkosten gar nicht errechnen, sondern sich an Preisbildungs - empfehlungen orientieren, die zum Beispiel von Unternehmensverbänden angeboten werden.“ Das berge enorme Risiken, wie sich gerade zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine gezeigt habe. „Ein Unternehmer, der dagegen seine Fuhrpark - kosten systematisch analysiert und kontrolliert“, so die Erfahrung von Josef Stavenow, „kann in einer solchen Situation – und natürlich auch grundsätzlich – entsprechend reagieren und gegenüber den Ver - ladern auch argumentieren.“ So unerlässlich solche grundlegenden unterneh - merischen Maßnahmen auch sind: Es ist mit ihnen längst nicht getan. „Der Dieselverbrauch wird durch viele Faktoren beein usst, deshalb gilt es, an seiner Senkung alle Mitarbeiter zu beteiligen“, sagt Stavenow. Wie für die Unternehmer gilt es dabei auch für die Fuhrparkmanager, genauer denn je hinzuschauen – und die Möglichkeiten ihrer Tele - matiksysteme voll auszuschöpfen. „Die Systeme er - möglichen, den Status der Fahrzeug otte quasi rund um die Uhr zu überwachen.“ Und genau das gelte es, so gut und gewissenhaft wie nur irgend möglich umzusetzen. Daten stetig analysieren Ein Fuhrparkmanager, der die erhobenen Daten stetig auf bestimmte Ereignisse und Muster hin analysiert, wird über kurz oder lang die Verbrauchs - treiber erkennen: überhöhte Geschwindigkeiten zum Beispiel, oder auch häu ges starkes Beschleunigen und Abbremsen. Auf dieser Basis kann er in den Aus - tausch mit den Fahrern gehen – und sie bei Bedarf etwa zu einer Schulung schicken. „Messfahrten beim SVG-Eco-Training haben ergeben, dass die mittlere Verbrauchsreduzierung nach einer Schulung bei etwa 5 Prozent pro Fahrer liegt“, so Stavenow. „Rechnet man das hoch auf ein Jahr bei einem durchschnitt - lichen Dieselpreis von 1,75 Euro und einer jährlichen Fahrleistung von 100.000 Kilometer, könnten pro 1 BAR Unterdruck im Reifen erhöht den Verbrauch um 1 % Fahrer über 2.500 Euro eingespart werden.“ (Anm.: mehr zum Potenzial von Fahrerschulungen ab S. 9). Eine ähnlich sinnvolle Möglichkeit ist es nach Worten von Josef Stavenow, niedrigen Verbrauch zu incentivieren. Etwa durch eine unternehmensinterne Spritspar-Challenge. „Konkurrenz belebt ja bekannt - lich das Geschäft. Und viele Fahrer entwickeln ungeahnten Ehrgeiz, wenn sie mit ihren Kollegen im Wettbewerb stehen.“ Auch vor Belohnungen nanzieller Natur für besonders gute Werte sollten Unternehmer nicht zurückschrecken, wenn sie es wirklich ernst meinen: „Eine Beteiligung an der er - zielten Einsparung könnte Wunder wirken.“ Weiter geht es mit der täglichen Arbeit der Dis - ponenten: „Sie können durch geschicktes Clustering und Routing, also durch eine sinnvolle Zusammen - stellung der Aufträge und kluges Planen der Rei - henfolge erheblich zu einer Verbrauchsreduzierung beitragen“, sagt Josef Stavenow. „Auf diesem Gebiet hat sich im Rahmen der Digitalisierung in den ver - gangenen Jahren sehr viel entwickelt und verbessert.“ Heißt allerdings auch: Die beste Dispositions-Soft - ware ist nur so gut, wie die Anwender ihre Möglich - keiten auszunutzen wissen. Ein weiteres Thema, das mit Blick auf den Ver - brauch gar nicht oft genug herausgestellt werden kann, ist die Wartung. „Ein verschmutzter Kühler oder ein verstopfter Luft lter haben hier großen Ein uss“, sagt Josef Stavenow und ruft darüber hinaus in Erinnerung: „Auch das regelmäßige Wechseln der Flüssigkeiten, die Einstellung der Spur und viele wei - tere vermeintliche Kleinigkeiten tun ein Übriges.“ Eine Beteiligung der Fahrer an der erzielten Einsparung könnte Wunder wirken Josef Stavenow, SVG Fahrschulzentrum Südwest SCHWERPUNKT | Hessischer Verkehrsspiegel 02/2023 7 Kluges Management trägt erheblich dazu bei, den Verbrauch von Lkw zu senken – und jede Menge bares Geld zu sparen. Worauf es dabei ankommt und wer dafür eingespannt werden muss, verrät SVG-Experte Josef Stavenow Den Verbrauch im Fokus 6

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